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Ein Bild bedeutet nichts, sondern es ist einfach
(Kurt Kusenberg) |
Gérard A. Goodrow: Traum & Trauma. Fotos für die Pressefreiheit 2007"
Sabine Felbers "Stadt Träume"
Die deutsche Fotografin Sabine Felber setzt gesellschaftliche Lebensräume in den wichtigsten internationalen Großstädten des "globalen Dorfes" wie Berlin, Hong Kong, Paris, Peking und Sydney systematisch ins Bild. In ihrer umfangreichen Serie "Stadt Träume" ist die Großstadt Ort der Begegnung, aber auch Ort der Vereinsamung. Dass Felber diese Thematik wählt, wundert nicht: Neben ihrer intensiven Beschäftigung mit der Fotografie, studierte sie in Heidelberg auch Soziologie. Und ihre "Stadt Träume" sind intensiv recherchierte Auseinaderstetzungen mit Weltstädten, aber zugleich auch intime und einfühlsame Portraits einzelner Menschen in den jeweiligen Metropolen.
Eine Gesellschaft besteht bekanntlich aus einem Konglomerat von Individuen - Millionen von einzelnen Menschen mit ihren ureigenen, persönlichen Lebensgeschichten. Mit Großstädten assoziieren wir Massen von Menschen, Gedränge und eine gewisse Schnelllebigkeit. Mit ihren Großstadtbildern schafft Felber es, die einzelnen Menschen sowohl als Individuen, als auch als Stellvertreter für die jeweiligen Großstadtgesellschaften zu portraitieren.
Sabine Felber ist ein "Participant Observer". Dieser Begriff aus der Ethnologie (einem der Soziologie sehr artverwandten Fachgebiet) bedeutet soviel wie "teilnehmender Beobachter". Um sich auf ihre Foto-Shootings vorzubereiten und auf die jeweiligen Eigenheiten und Eigenartigkeiten der verschiedenen Metropolen und deren Bewohner einzustimmen, liest sie Texte einheimischer Autoren, spricht mit den Bewohnern und sucht passende Orte im öffentlichen Raum. Sie wählt einen bestimmten Blickwinkel und wartet, wartet, wartet - mit einer Engelsgeduld - auf den richten Moment.
Wie ihr schweizer Kollege Beat Streuli, interessiert sich Sabine Felber für das, was die Menschen in Großstädten bewegt, sowohl physisch, als auch psychologisch. Die Beziehungen zwischen den Menschen - wie auch zwischen Mensch und Umwelt bzw. Architektur - spielen dabei eine wesentliche Rolle. Auch wenn der Mensch und die ihm umgebene städtische Architektur gleichberechtigt neben einander stehen, geht es weder um traditionelle Portraitfotografie an und für sich, noch um Städtelandschaften im klassischen Sinne. Es handelt sich vielmehr um eine Symbiose der beiden Genres - es entsteht eine Art psychologisches, zeitgenössisches Portrait einer Stadt zu einem bestimmten, durch den Menschen vorgegebenen Zeitpunkt. Die Bilder sind also zeitlos und gleichzeitig ein Ausdruck einer präzis ausgesuchten und mit Hilfe des Fotoapparates festgehaltenen Zeitgeists.
Felber zeigt auf gar keinen Fall das Typische oder gar Stereotype einer Stadt, auch nicht das Spektakuläre, sondern sie zeigt die Menschen und ihren Alltag im Kontext einer Weltstadt. Es werden Geschichten erzählt, auch wenn die einzelnen Erzählungen völlig offen sind - ohne Anfang, ohne Ende und erst recht ohne vorgegebenen Ablauf. Sabine Felber liefert dem Betrachter "Momentaufnahmen" im wahrsten Sinne des Wortes, d.h. Aufnahmen von Momenten, die an und für sich unspektakulär sind. Es ist die Kunst von Felber, genau diese Einfühlsamkeit in und mit ihren Bildern zu transportieren.
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